Into K. Inha, der „Photopionier mit der Plattenkamera“ – ein Wegbereiter der finnischen Unabhängigkeit

2015: 150 Jahre I. K. Inha und 2017: 100 Jahre Unabhängigkeit Finnlands

2015 wurde nicht nur der 150. Geburtstag des finnischen Komponisten Jean Sibelius in Finnland gefeiert, sondern auch der 150. Geburtstag des finnischen Fotopioniers I. K. Inha. Das Finnische Museum für Fotokunst (Suomen Valokuvataiteen Museo/SVM) zeigte vom 12.6. bis zum 2.8.2015 eine kleine Ausstellung in seinen Räumlichkeiten in Helsinki. Öffentliches Interesse erfuhr Inha anschließend auch noch durch den neuen biografischen Roman von Panu Rajala, der wegen Plagiatsvorwürfe für etwas Wirbel sorgte.

Into K. Inha wird oft in eine Reihe mit Jean Sibelius, den Kunstmalern Akseli Gallen-Kallela, Eero Järnefelt, Pekka Halonen und dem Schriftsteller Juhani Aho gestellt, die sich alle kannten und sich in ihrem jeweiligen Metier unterschiedlich stark für die finnische Sache einsetzten. Viele Künstler aus Finnland verbrachten ihre Studienjahre in den Kunstmetropolen Europas. Zurück in ihrer Heimat, dem damals noch russischen Großfürstentum Finnland, wirkten sich die mitgebrachten Ideen thematisch, stilistisch und bildnerisch in ihren Werken aus. Der finnische Pavillon auf der Weltausstellung 1900 in Paris war Ausdruck dieser künstlerischen Idee des „Finnischen“. Auch Inha war dort mit Photographien vertreten!

Im politischen Bereich erwachte in dieser russischen Zeit erneut ein finnisches Nationalbewusstsein und, begünstigt durch die erkämpfte weitgehende Autonomie, konnte die finnische Identität gestärkt werden. Im Jahre 1906 wurde bei allgemeinem gleichen Wahlrecht – europaweit erstmals auch für Frauen – ein neugeschaffenes Parlament gewählt, das am 6. Dezember 1917 die Unabhängigkeit Finnlands erklärte. Nach dem Sieg der Oktoberrevolution im Januar 1918 wurde diese von der bolschewistischen Regierung und zahlreichen anderen Staaten anerkannt.

Am Nationalfeiertag 2017 –  dem 6. Dezember – wird Finnland den 100. Geburtstag seiner Unabhängigkeit begehen. Im Rahmen der Feierlichkeiten und Veranstaltungen zu diesem Hundersten widmet die Projektgruppe „Inha in Deutschland“ dem Pionier der finnischen Fotografie eine Wanderausstellung quer durch ganz Deutschland.

Vom „Lehrling“ in Mitteleuropa zum „Nationalfotografen“ in Finnland

Into Konrad Inha besuchte 1889-1890 einen Kurs in der „Praktischen Lehranstalt für Photographie“ unter der Leitung des deutschen Fotografen und Pionier der Fototechnik Wilhelm Cronenberg (1836-1915) im Allgäu in Grönenbach, damals noch ohne „Bad“. Inha hätte gerne mehr Außenaufnahmen gemacht und er setzte seine Ausbildung in Wien fort, anschließend bereiste er auch noch Italien.

Into K. Inha, der „Photograph mit der Plattenkamera“, erlernte also sein Handwerk nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und praktizierte es in Italien, dadurch fügte er dem finnischen Streben nach Unabhängigkeit von Anfang an eine westeuropäische Dimension hinzu. Durch den Wechsel seines (schwedischen) Familiennamens Nyström zu seinem neuen (finnischen) Nachnamen Inha im Jahr 1887 zeigte er schon äußerlich sein starkes Engagement für die finnische Sache, für die er sich auch als Schriftsteller, Kriegsberichterstatter, Übersetzer und Redakteur einsetzte.

Den Spuren des Kalevaladichters Elias Lönnrot folgend, fotografierte er im Jahr 1894 auf seiner Reise nach Weißmeerkarelien hauptsächlich die Menschen in ihrer natürlichen Umgebung auf ungewöhnlich moderne Weise. Nahezu hundert Bilder wurden anschließend im Atelier Ståhlberg in Helsinki ausgestellt und stießen auf großes öffentliches Interesse. 1895-96 erschien der Fotobildband „Finnland in Bildern“ (Suomi Kuvissa), der seinen Mitmenschen die Schönheit und Vielfältigkeit ihrer Heimat bildlich vor Augen führte. Damit hinterließ er ein Erbe, das auch nach weit über hundert Jahren nichts an Bedeutung und Wirksamkeit verloren hat. Im Jahr 1908 erhielt er von der Stadtverwaltung Helsinki den Auftrag, die städtische Entwicklung und bauliche Veränderung Helsinkis mit der Kamera zu dokumentieren. 52 dieser Aufnahmen auf Glasplatten wurden jetzt vom Finnischen Museum für Fotokunst (SVM) digitalisiert und sind auf deren Homepage zu finden.

Inha war auch ein begeisterter Radfahrer und machte im Alter von 20 Jahren eine Rundreise im Sommer auf dem Fahrrad und mit der Bahn durch Deutschland, Nordböhmen, die Schweiz und Straßburg. Als Nebenerwerb importierte und verkaufte er in Helsinki Fahrräder, die er aus England bezog. Für seine eigenen Reisen durch Finnland benutzte er ein umgerüstetes Fahrrad für sich und seine 23 kg schwere Fotoausrüstung.

  • I.K. Inha: Suomi kuvissa (= Finnland in Bildern). Wien/Kuopio/Helsinki 1895–96. 175 s. ja 93 kuvalehteä. Wentzel Hagelstam, Uno Wasastjerna. (Teksti Kuopiossa, OWB. 1–9 vihko ja Helsingissä, Sim. per. 10–12 vihko. Kuvat Wien, „Steyrermühl“) (Nimitys myös ruotsin ja ranskan kielellä. Teksti myös ruotsin, venäjän, ranskan, saksan ja englannin kielellä) (= Titel auch in schwedischer und französischer Sprache. Texte auch auf Schwedisch, Russisch, Französisch, Deutsch und Englisch.
  • I.K. Inha, Valokuvaaja (= Fotografien) 1865-1930. Hrsg. Tuomo-Juhani Vuorenmaa &. Ismo Kajander, Helsinki: WSOY, 1981.
  • I.K. Inha Valokuvaaja Vienan Karjalassa (= Fotografien aus Weißmeerkarelien), Hsg. Pekka Laaksonen. Suomaisen Kirjallisuuden Seura (= Finnische Literaturgesellschaft), 1990.
  • Eskola, Taneli & I. K. Inha: Unelma maisemasta (= Der Traum von der Landschaft). Helsinki: Musta Taide, 2006.
  • Lintonen, Kati: Hymyilevät rannat, I.K. Inhan luonnon hurmaus ja melankolia. Maahenki, 2006.
  • Aamu Nyström: I. K. Inha. Valokuvaaja, kirjailija, kulttuurin löytöretkeilijä. (= I.K. Inha. Lichtbildner, Schriftsteller, Entdeckungsreisender in Kultur). Jyväskylä: Minerva Kustannus, 2011.
  • Rajala, Panu: Intoilija. Fotografin Muistikuvat. Romaani.  (= Über Into. Erinnerungsbilder eines Fotografen. Roman). Helsinki: WSOY, 2015.
  • Inha-Artikel in Wikipedia (auf finnisch, englisch, deutsch, schwedisch und tschechisch)